Knoten im Hub endlich lösen

Am Flughafen Zürich wechseln viele Passagiere das Flugzeug, um an ihre Enddestination in Europa zu gelangen oder auf Langstreckenflieger umzusteigen. Fällt diese wichtige Drehkreuzfunktion weg, verliert die Schweiz den Anschluss in die Welt. Unter den gegebenen Rahmenbedingungen ist ein reibungsloser und verlässlicher Betrieb das A und O für einen attraktiven Landungsflughafen.

Komitee Weltoffenes Zürich

Oliver Buchhofer, Head of Operations der Swiss, bringt es in einem lesenswerten Artikel des «Zürcher-Unterländer» gut auf den Punkt. Zu allfälligen weiteren Einschränkungen des Hubs in Zürich sagt er: «Aus meiner Sicht wäre das als Binnenland allein schon aus volkswirtschaftlicher Sicht schlicht grobfahrlässig, wenn wir unsere Direktanbindungen in die Welt aufs Spiel setzen würden.» 
Doch wie funktioniert der Hub, und wie kann sein Betrieb so verbessert werden, dass er verlässlich funktioniert und verspätete Flüge vermieden werden können? 
Oliver Buchhofer erklärt im «Zürcher Unterländer»: «Die Kurz- und Mittelstrecke nimmt Passagiere von der Langstrecke in Kloten mit und bringt sie an die Europadestinationen. Von dort holt sie neue Gäste für die Langstrecke. Dreimal täglich. Das ergibt sechs Wellen an Flugbewegungen. Die letzten Europaverbindungen gehen gegen 17 Uhr raus und kommen gegen 21 Uhr zurück – mit den Passagieren für die späte Langstrecke nach São Paulo, Hongkong oder Johannesburg.» 

Für die Schweiz ist entscheidend wichtig, dass dieses Hub-Wellensystem am wichtigsten Landesflughafen reibungslos funktioniert. Fernziele können nur über einen «Hub», eine Drehscheibe, wirtschaftlich und effizient bedient werden. Kurzstreckenflüge der Swiss führen Reisende mit Ziel «Schweiz» und Umsteigepassagiere mit Fernzielen nach Zürich. Die Umsteigepassagiere besteigen Langstreckenflüge der Swiss und ermöglichen damit die Bedienung zahlreicher Fernziele. Umgekehrt «füttern» ankommende Langstreckenpassagiere abgehende Kurzstreckenflüge. Sie ermöglichen einen attraktiven Europa-Flugplan. Ohne Umsteigepassagiere kann die Swiss nur noch eine Handvoll direkte Langstreckenflüge anbieten. Und ohne Umsteiger würde auch das Europanetz stark ausgedünnt. Beides würde die Wettbewerbsfähigkeit unserer aussenhandelsorientierten Wirtschaft, den Forschungsplatz Schweiz und den Tourismus im Kern treffen. 

Das Korsett für den Betrieb des Hubs ist in Zürich eng, sehr eng. Die Nachtruhe ist in den letzten Jahren in zwei Schritten auf die Zeit von 23.30 bis 6 Uhr ausgeweitet worden. Eine solch lange Nachtruhe kennt kein anderer Hub in Europa – sogar die kleineren Flughäfen Basel und Genf haben mehr Spielraum. Mit anderen Worten: In Zürich gilt es, die Quadratur des Kreises zu verwirklichen. Zum einen ist essenziell, das volkswirtschaftlich bedeutsame Drehkreuz langfristig verlässlich zu betreiben. Zum anderen ist zu berücksichtigen, dass die Einschränkungen so restriktiv sind wie an keinem vergleichbaren Flughafen in Europa. Insgesamt gelingt die schwierige Gratwanderung sehr gut: Die Qualität ist hoch, der Flughafen Zürich gilt als bester Flughafen Europas, die Swiss ist eine Vorzeige-Airline im Lufthansa-Verbund. Problematisch ist indes die hohe Komplexität des Betriebs und die Pünktlichkeit, die den hohen Qualitätsansprüchen nicht gerecht wird. Hier sind Massnahmen gefordert.

Eine wichtige Massnahme, die sowohl die Komplexität reduzieren als auch die Pünktlichkeit verbessern kann, sind die Verlängerungen der Pisten 28 und 32. Die Verlängerungen ermöglichen, dass insbesondere am Abend so geflogen werden kann, wie es geplant ist, und dass diffizile Betriebsumstellungen reduziert werden. Erfreulich ist, dass nach dem Regierungsrat kürzlich auch der Kantonsrat die Notwendigkeit dieses Vorhabens betonte und dem Projekt zustimmte. Zu hoffen ist, dass das Zürcher Volk in der Abstimmung nicht dumpfer Kritik am Hub, sondern sachlichen Argumenten Gehör verleiht. 

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